Expertenrat Dr. Niemann: Sturzgefahr an Treppen
Unser Experte Dr. Niemann vom Redaktions-Team ist Mediziner aus Leidenschaft. Wir haben Dr. Niemann nach den Gefahren von Treppen zu Hause und wirksamen Schutzmaßnahmen gefragt. Lesen sie hier seinen ausführlichen Beitrag zum Thema „Treppenschutzgitter für mehr Sicherheit zu Hause“:
Sturzgefahr an Treppen – Sicherheit für Kinder und ältere Menschen
Jedes Jahr stürzen, je nach Altersgruppe, bis zu Dreiviertel aller Menschen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg. Das liegt nicht daran, dass deutschsprachige Menschen schlecht zu Fuß sind, sondern entspricht genau jenen Werten wie man sie in allen Ländern dieser Welt findet. Genauso wie das Fahren auf zwei Rädern schwieriger als auf vieren ist, so ist eben auch das Laufen auf zwei Beinen schwieriger als mit vier.
Treppenschutzgitter für mehr Sicherheit zu Hause!
Im Regelfall führt ein solcher Sturz zu keinen gesundheitlichen Beeinträchtigungen, muss aber bei etwa 2 – 3% aller Fälle dann doch ärztlich in der einen oder anderen Form versorgt werden, so die Zahlen des Robert-Koch-Instituts aus dem Jahr 2010.[i]
Dass ein Sturz auf einer harten Oberfläche eher zu einer Verletzung führt als beispielsweise auf einem weichen Teppich oder einer Grasfläche, ist den meisten einleuchtend, wie auch die Tatsache, dass mit zunehmender Fallhöhe ein Sturz immer häufiger zu einer Schürfung, Blutung, verstauchtem Muskel, gebrochenem Knochen oder Organverletzung(en) führt.
Da Treppenstürze, vor allem wenn sie nach unten hin erfolgen, im Regelfall eine harte Oberfläche mit einer größeren Fallhöhe kombinieren, sind sie natürlich besonders gefährlich.
Treppenschutz durch Gitter für Kinder und Senioren
Gerade Kinder, vor allem wenn sie jünger als 5 Jahre alt sind, haben eine deutlich erhöhte Sturzgefahr bei Treppen. Aus England gibt es gut geführte Statistiken und hier werden bis zu einer Viertelmillion Kinder jährlich in Notaufnahmen wegen Treppenstürzen und ihren Konsequenzen behandelt.[ii] Die Zahlen sind für den deutschsprachigen Raum ähnlich. Ein besonders gefährdetes Alter hinsichtlich Stürzen scheint vor allem in den ersten beiden Lebensjahren zu liegen.[iii]
Eine zweite und zunehmend größer werdende Gruppe, die von Treppenstürzen und ihren Folgen betroffen sind, ist die der älteren Menschen. Auch wenn viele sich nicht dazu zählen, so sind Treppenstürze schon für 60-jährige mit einem deutlich ansteigenden Risiko von Verletzungen verbunden im Vergleich zu Jüngeren.
Selbst wer sich fit fühlt muss akzeptieren, dass mit steigendem Lebensalter die Wahrscheinlichkeit zunimmt bei einem Sturz äußere und innere Verletzungen sich zuzuziehen. [iv]
Gefahr Treppensturz – selten aber schlimme Folgen
Zum Glück tritt ein solcher Treppensturz nur in seltenen Fällen ein, bedenkt man wie oft jeder von uns im Laufe einer Woche Treppen hinauf- und hinab läuft, oft sogar mehrmals am Tag.
Doch wieso geschieht es überhaupt, dass wir auf einer uns scheinbar bekannten Treppe plötzlich stolpern und hinfallen? Wissenschaftler haben hier eine Reihe an Risikofaktoren im Laufe der letzten Jahrzehnte herausarbeiten können, von denen folgende sechs als besonders wichtig anzusehen sind:
Gründe für Treppensturzgefahr – Schutzgitter an Treppen helfen
Erstens, die Laufgeschwindigkeit spielt eine wichtige Rolle. So ließ man ältere Probanden Sensoren tragen und Treppen in unterschiedlicher Schrittgeschwindigkeit hinauf- und hinabgehen. Trittunsicherheiten nahmen hierbei in dem Maße zu, wie sich das Tempo erhöhte.[v] Das heißt: Wer eine Treppe hinuntereilt, stürzt eher als die Person, die jede Stufe mit Bedacht nimmt.
Zweitens, der gegenwärtige Konzentrationszustand spielt eine wichtige Rolle. So beobachtete man bei denjenigen, die während des Treppensteigens Textnachrichten lasen und erstellten, eine deutlich verschlechterte Laufmechanik.[vi]
Wenn auf manchen Autobahnplakaten also „tipp, tipp, tot“ steht, müsste bei Treppenplakaten – wenn es sie je geben sollte – „tipp, tipp, sturz“ stehen. Auch Alkoholisierte stürzen eher und schwerer als Nüchterne, wie auch solche Menschen, die nebenher telefonieren, ein Buch lesen oder sonstwie abgelenkt und somit unkonzentriert sind. Auch hier kann Achtsamkeit weiterhelfen.
Weitere Gründe einen Treppenschutz mit Gitter anzulegen:
Drittens, es ist wichtig dass man jede einzelne Treppenstufe möglichst deutlich wahrnimmt. Wenn also eine Treppe im Dunkeln liegt, dann steigt das Risiko eines Sturzes und einer Verletzung deutlich an.
Wer seine Lesebrille aufbehält und somit die Treppenstufen nicht mehr so gut erkennen kann, ist genauso einem höheren Sturzrisiko ausgesetzt wie jene Person, die eine verminderte Sehfähigkeit (weil sie z.B. ihre Brille nicht aufhat oder unter Augenekrankungen leidet) besitzt.[vii]
Viertens, Beeinträchtigungen der Beinmuskulatur erhöhen ebenfalls das Treppensturzrisiko. Dazu zählen Zerrungen und Schmerzen der Bein- und Fußmuskeln, genauso wie Schwächegefühle beim Laufen oder einfach eine gewisse fehlende Behendigkeit. Hier kann durch eine Stärkung der Bein- und Fußmuskeln viel gebessert werden, weshalb Physiotherapie manchmal sinnvoll sein kann.
Experten wissen genau, warum es zu Stürzen kommt
Ähnlich ist es bei denjenigen, die, fünftens, unter Gefühlsstörungen im Fußbereich leiden Denn wer zum Beispiel eine sogenannte Neuropathie hat und die Treppe unter dem Fuß einfach nicht spürt, der wird eher stürzen. Hier können ärztliche Diagnostik und Therapien weiterhelfen.
Sechstens, die Oberfläche spielt eine wichtige Rolle. Je kleiner eine Treppenstufe bzw. der Stufenanteil ist, auf welchen man tritt (also lieber mit dem vollen Fuß auf eine Stufe treten als nur zur Hälfte), je glatter die Oberfläche oder das Fuß- oder Schuhwerk ist, umso größer wird die Sturzgefahr.
Was viele von uns schon persönlich erlebt haben, wenn wir beispielsweise mit Wollsocken auf frisch gebohnerte Treppenstufen getreten sind, kann man auch erleben wenn man mit nassen Schuhen auf ebenfalls nassen Treppenstufen tritt – ein Ausrutschen und ggf. Stürzen.[viii]
Ein Treppenschutzgitter aus Angst oder Vorsicht ? Dr. Niemann rät:
Doch ich will niemanden ängstigen, denn die gesamte Menschheit hat in den Jahrtausenden, in denen es schon Treppen gibt (ja, so lange gibt es sie tatsächlich), diese nicht nur überlebt, sondern ihre Erfahrungen mit Treppenstürzen dahingehend genutzt, dass sie immer sicherer geworden sind.
Es hat sich in den letzten Jahrzehnten vor allem eine umfangreiche wissenschaftliche Forschung hinzugesellt und deshalb sollen einige besonders wichtige Schutzfaktoren genannt werden, wie Sie Treppenstürze und damit bedingte Verletzungen unwahrscheinlicher machen:
Tipps zur Sicherheit an Treppen vom Experten:
- Sorgen Sie für eine gute und helle Treppenbeleuchtung
- Verbessern Sie Ihre Sehkraft soweit wie möglich, ob Sie nun eine Brille tragen, einen grauen Star endlich operativ angehen lassen oder die Lesebrille vor dem Treppensteigen absetzen (aber am besten nicht in die Hand nehmen, denn Sie brauchen die freie Hand zum Festhalten am Geländer)
- Gehen Sie jede Treppenstufe mit Bedacht und nicht zu schnell
- Nutzen Sie Treppengeländer wo vorhanden und lassen Sie diese auch in Ihrem Haus bei vermeintlich kurzen Treppen anbringen – aber bitte nach DIN-Norm und fest verankert
- Konzentrieren Sie sich auf die vor Ihnen liegende Treppe und versuchen Sie so wenig wie möglich nebenher zu machen (vor allem nicht texten, lesen und, wenn möglich, nicht telefonieren)
- Falls Sie Einfluss auf die Gestaltung Ihrer Treppe haben: Möglichst große und breite Treppenstufen sind wünschenswert, Unebenheiten meiden, eine grifffeste Treppenoberfläche, ggf. ein oder zwei größere Zwischen-Plattformtritte, weil diese die Folgen eines Sturzes abmildern können und ein Geländer an beiden Seiten
- Halten Sie Ihre Treppen gut in Schuss und frei von herumliegendem Spielzeug und anderem Krimskram – das kann sonst zur Stolperfalle werden
- Seien Sie sich nicht zu schade dann doch einmal einen Aufzug zu nehmen wenn Sie sich unsicher zu Fuß fühlen
- Meiden Sie das Tragen von Gepäck bzw. gehen Sie lieber zwei Mal statt voll beladen und mit eingeschränkter Sicht
- Tragen Sie grifffreudiges Schuhwerk (rutschfeste Sohlen) und meiden Sie nasse und glatte Treppen
- Vor allem im Winter sollten Außentreppen stets vorsichtig angegangen werden, weil sich schnell Eis bilden und verborgen bleiben kann
Treppenschutzgitter – Für wen ist das sinnvoll ?
Für (kleine) Kinder gelten noch drei Besonderheiten, wie Kinderärzte haben herausarbeiten können. Hier hilft erstens eine gute Überwachung und man sollte ein Kind lieber einmal zu oft an die Hand nehmen, es anleiten das Geländer zu nutzen und jede Stufe mit Bedacht zu nehmen. Unbedingt sollten Sie dabei auch ein gutes Vorbild sein, denn Kinder schauen sich viel von Ihnen ab.
Weiterhin ist gerade das Anbringen und Geschlossen halten eines Treppenschutzgitters am oberen Treppenrand eine sehr sinnvolle Investition. Es sollte stabil genug sein, dass das Kind daran rütteln kann und es sich nicht gleich mitsamt Kind löst und die Treppe hinunterstürzt.
Denn wenn ein solches hochqualitatives Absperrgitter genutzt wird, reduziert sich das Sturz- und Verletzungsrisiko auf fast die Hälfte, wobei viele Treppenstürze vor allem durch falsch angebrachte und offengelassene Türen verursacht werden.
Zusätzlich sollte eine Lauflernhilfe auf einer Etage vermieden werden, auf der eine Treppe nach unten führt (oder diese zumindest besonders gesichert sein). Denn die Kombination einer Treppe und Lauflernhilfe erhöht das Risiko eines Treppensturzes um mehr als 300%, denn Kinder sind oftmals so sehr auf ihre Lauflernhilfe fixiert, dass Sie die Treppe gar nicht wahrnehmen bis es zu spät ist.[ix]
Fazit: Treppenschutzgitter schützen zu Hause vor gefährlichen Verletzungen durch Stürze
Treppenschutzgitter kosten nicht viel, wenn man dazu die Gefahren eines schweren Treppensturzes gegenüber stellt. Ein Treppenschutzgitter ist eine einmalige Anschaffung die für mehr Sicherheit zu Hause sorgen kann.
Egal ob Kleinkinder, Babys oder Kinder im mittleren Alter die Gefahr durch einen Treppensturz ist immer groß. Auch Senioren stolpern aus den oben genannten Gründen öfter und sind Sturz anfälliger mit meist schweren Verletzungen nach einem Sturz. Deshalb schauen sie sich die Ratschläge und Tipps oben genau an und versuchen sie einiges zu beherzigen.
Wenn Sie all das beachten, dann dürfte Ihnen eine Treppe wirklich keine Angst mehr machen. Ihr Dr. Niemann!
Über unseren Autor und Experten:
Dr. Niemann ist Arzt und Autor aus Leidenschaft und unser Experte im Team. Er hat Ratgeber über unsere Gesundheit veröffentlicht und arbeitet ständig an neuen Werken. Er ist sympatischer Arzt und offen für alternative Heilkunde und ganzheitliche Behandlungs-Methoden. In seinen Ratgebern gibt er wertvolle Tipps wie man gesund 100 Jahre alt werden kann und einen perfekten Anti-Aging-Plan für JEDERMANN.
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Quellen für die Recherchen:
[i] Robert Koch-Institut (Hrsg) (2016) Sturzunfälle in Deutsch – land. Faktenblatt zu GEDA 2010: Ergebnisse der Studie »Gesundheit in Deutschland aktuell 2010« RKI, Berlin www.geda-studie.de
[ii] Health and Social Care Information Centre. Hospital Episode Statistics, Admitted Patient Care, England 2012–13: External causes. http://www.hscic.gov.uk/catalogue/PUB12566/hosp-epis-stat-admi-ext-caus-2012-13-tab.xlsx (accessed 27 Feb 2015).
[iii] Ridenour MV. (1999). Ages of Young Children Who Fall Down Stairs. Percept Motor Skills. 88 (2): 669-675.
[iv] Chatha H et al. (2018). Falling Down a Flight of Stairs: The Impact of Age and Intoxication on Inury, Pattern and Severity. Trauma. 20 (3): 169-174.
[v] Wang K et al. (2017). Differences Between Gait on Stairs and Flat Surfaces in Relation to Fall Risk and Future Falls. IEEE J Biomed Health Inform. 21 (6): 1479-1486.
[vi] Hashish R et al. (2017). Texting During Stair Negotiation and Implications for Fall Risk. Gait Posture. 58: 409-414.
[vii] Zietz D et al. (2011). Stepping Characteristics and Centre of Mass Control During Stair Descent: Effects of Age, Fall Risk and Visual Factors. Gait Posture. 34 (2): 279-284.
[viii] Jacobs JV. (2016). A Review of Stairway Falls and Stair Negotiation: Lessons Learned and Future Needs to Reduce Injury. Gait Posture. 49: 159-167.
[ix] Kendrick D et al. (2016). Risk and Protective Factors for Falls on Stairs in Young Children: Multicentre Case-Control Study. Arch Dis Child. 101 (10): 909-916.